Der finanzielle Fahrplan für Estenfeld steht: Der Gemeinderat hat einstimmig den Haushalt für 2022 verabschiedet. Wie wir die aktuelle Lage beurteilen und wo wir unsere Schwerpunkte setzen, haben wir in unserer Haushaltsrede erklärt. Hier könnt ihr sie lesen:
Liebe Frau Bürgermeisterin,
liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderats,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Estenfeld ist eine lebens- und liebenswerte Gemeinde. Hier fühlen wir uns heimisch, hier verbringen wir einen Großteil unserer Freizeit, einige von uns haben hier sogar ihren Arbeitsplatz, direkt vor der Haustür. Dass dies alles so bleibt, dazu trägt der Gemeinderat seinen Teil bei: Er bringt Ideen ein, treibt Projekte voran und stellt die notwendigen Haushaltsmittel zur Verfügung.
Es gab in Estenfeld immer wieder Zeiten, in denen die Gemeinde mutig große und kostspielige Aufgaben zu bewältigen hatte. Aber noch niemals in ihrer bisherigen Geschichte war die Liste der unaufschiebbaren Bauvorhaben so lang und deren Verwirklichung in der Summe so teuer. Der Neubau der Grundschule, die Errichtung zweier neuer Kindergärten, die Renovierung der Weißen Mühle, die Sanierung der Konrad-Adenauer- und der Würzburger Straße – für all das werden mittel- und langfristig viele Millionen Euro aufgewendet werden müssen. Und auch wenn wir uns als Gemeinderat einig waren, die Kartause vorerst hintanzustellen – was mit ihr geschieht, werden wir in naher Zukunft ebenfalls klären müssen. Durch die exponentielle Kostenentwicklung im Bausektor bewegen wir uns in Dimensionen, wie wir sie bislang nicht kannten.
Da die Gemeinde umsichtig und sparsam agiert hat, konnte sie ihren Schuldenstand in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt zurückfahren und für die neuen Herausforderungen Rücklagen bilden. Die Kurve wird nun aber eine Wende vollführen, denn ohne neue Kredite werden die bevorstehenden Ausgaben nicht zu schultern sein. Die Konsequenz daraus: Der Gestaltungsspielraum für uns Gemeinderäte wird geringer. Mehr denn je gilt es, dass wir unserer Wächterfunktion gerecht werden – und genau differenzieren zwischen dem, was für Estenfeld trotz der Kassenlage unabdingbar ist und was wir uns schlichtweg nicht leisten können.
So limitiert unsere Kommune angesichts der „Mega-Maßnahmen“ auch ist – wir „Einser“ werden uns dafür einsetzen, dass die nebensächlich erscheinenden Dinge nicht in Vergessenheit geraten. Abseits der zentralen Schauplätze darf kein Stillstand einkehren, es muss hier auch weiterhin Investitionen geben – immer vorausgesetzt, der finanzielle Aufwand ist begrenzt und alle Fördermöglichkeiten werden ausgeschöpft. Zur Lebensfreude unserer Bürgerinnen und Bürger tragen so viele „Kleinigkeiten“ bei, diese müssen wertgeschätzt und gesichert werden.
Ein Beispiel: die Spielplätze. Viele junge Familien haben sich erfreulicherweise dafür entschieden, nach Estenfeld zu ziehen – viele junge Menschen, die in unserem Ort groß geworden sind, haben beschlossen, hier zu bleiben. Es lohnt sich also, nicht nur Geld in neue Kindergärten und in die Schule zu stecken. Aus Sicht von uns „Einsern“ wäre es die Ideallösung, gemeinsam mit einem Planer ein umfassendes Konzept zu erstellen, um dann systematisch einen Spielplatz nach dem anderen zu modernisieren und gegebenenfalls sogar neue zu errichten. Da es zu diesem großen Wurf aber wahrscheinlich nicht reichen wird, sollten wir als Gemeinde zumindest die Spielplätze sanieren, die es dringend nötig haben.
Ein anderer Punkt ist mindestens ebenso wichtig: Im Zuge des Schulneubaus müssen wir endlich etwas für die Schulwegsicherheit unserer Kinder tun. Gefahrenstellen gibt es in Estenfeld so viele – es ist an der Zeit, zusammen mit Schule, Polizei und Eltern vernünftige Lösungen zu entwickeln.
Was uns „Einser“ freut: Im vergangenen Herbst hat der Bauhof mit den vorbereitenden Arbeiten für die Befestigung des Kartausenhofs begonnen – eine Maßnahme, die wir bereits in den vergangenen Haushalt der Gemeinde eingebracht haben. In diesem Frühjahr wird nun das eigentliche Aufschütten beginnen, damit der Innenbereich bei jedem Wetter gut und sicher begehbar ist. Denn wir alle hoffen, dass wir in Estenfeld bald wieder unbeschwert Feste feiern können – dafür bietet der Kartausenhof von seiner Lage und vom Ambiente optimale Voraussetzungen. Bis die große Lösung in Angriff genommen wird, wird es noch dauern – daher wünschen wir uns, dass die Gemeinde für die Instandhaltung und die weitere Nutzung der Kartause weiterhin Geld in überschaubarer Menge bereitstellen wird. Eigentum verpflichtet!
Zum Schluss dieser Haushaltsrede wollen wir als „Einser“-Fraktion allen danken, die an der Erstellung des umfangreichen Zahlenwerks mitgewirkt haben. Allen voran natürlich der Kämmerin der Verwaltungsgemeinschaft, Frau Friedrich, aber auch der gesamten Gemeindeverwaltung, der Bürgermeisterin sowie allen Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat. Wir konnten unsere Vorstellungen bei den Haushaltsberatungen in einer konstruktiven Atmosphäre einbringen – und das ist eine wichtige Basis für einen konsensfähigen Gesamtentwurf.
Wir „Einser“ werden dem Haushaltsplan für das Jahr 2022 zustimmen.